The art of Ice-swimming.
Schnee in Basel. Lufttemperatur minus 8°C. Wassertemperatur des Rheins 3.8°C. Ich schwimme durch die Stadt. An meiner Seite ein Schneemann auf einer Styroporplattform. Die unglaubliche Geschichte begann im Herbst. «Einfach nicht aufhören, wenn die Temperaturen sinken.» Und wie sie sanken. Zum Glück lernte ich in der Zwischenzeit Wim Hof und seine Methode kennen: Atemtechnik. Kälteerfahrung. Mindsetting.
Ich stieg in den Rhein. Ab Mitte November praktisch täglich. Es wurde nasskalt, garstig. Die Kälte kroch schon durch die Kleider bei der Anfahrt. Der innere Schweinehund lief zur Hochform auf: «Heute doch nicht. Du erkältest dich. Das ist verantwortungslos. Kein Mensch würde bei diesem Wetter….»
Die Wassertemperatur näherte sich langsam den einstelligen °C. ich stieg weiter in den zunehmend eisigeren Rhein. Mit einer gewissen Verbissenheit. Aufgeben? Ja nicht. Wenn nur die Finger, Handgelenke, Zehen, Füsse nicht wären. Es kam der Moment, wo ich kaum mehr den Schlüssel im Schloss drehen konnte, 5 Minuten versuchte, die Tür aufzukriegen. Oder den Schneppverschluss beim Schwimmsack. Totenfinger, Totenzehen.
Ich konsultierte meine Ärztin. Sie war voller – nein, nicht Panik – Bewunderung. Die Finger, Zehen würden besser mit der Zeit. Jeder Winterschwumm ein Workout für die feinen Gefässe. Erst trug ich Neopren Handschuhe. Konnte sie dann jeweils kaum ausziehen. Dann kam Weihnachten näher. Familienfeier wg. Coronamassnahmen abgesagt. Am 22. Dezember, ein trüber, grauer, trostloser Tag, sprang mich die Idee an: Wärs möglich, mit einem geschmückten, erleuchteten Weihnachtsbaum den Winterrhein auf meiner Strecke durch die Stadt runter zu schwimmen? Der Teufel ist ein Eichhörnchen. Ein erster Baum versank beinahe in den Fluten. Es galt, eine neue «Schwimminsel» zu bauen. Aus Styropor. 99 von 100 Leime kleben alles, nur nicht Styropor. Am 24. – just in time – stand sie, schwamm sie und hielt den voll geschmückten und leuchtenden Baum über Wasser. Da schwimmt sie:
https://telebasel.ch/2020/12/24/mit-dem-baum-den-bach-ab/
Es ging weiter. Schnee in Basel. Es wurde ungewöhnlich kalt für Basel. Richtig eisig. Die nächste Idee klopfte an: «Einen Schneemann bauen und mit ihm den Bach ab.» Gedacht, getan. Die Handschuhe brauchte ich nicht mehr. Die Ärztin hatte recht. Nur die Füsse steckte ich weiter in eine Art Schwimmschuhe. Zum Schutz vor Schnittwunden durch Scherben und andere spitze und schneidende Objekte. Klamme Füsse haben ein äusserst reduziertes Gefühlsempfinden, das musste ich mal schmerzlich-verwundert nach dem “Auftauen” feststellen.
«Keep on going.» Die Worte von Wim Hof klangen nach. Bei jedem Einstieg, bei jedem Einschwumm. Die Kälte umarmen funktioniert. Zusammen mit der Wim Hof Method Atemtechnik kam ich gut durch den Januar. Das Interesse, die Bewunderung durch die dich vermummten Spaziergänger, die Polizei, den Fährmann, die Medien, erste Kunden verstärkten den Endorphine-Effekt der Kälte-Therapie. «Du steigst nicht zweimal in denselben Fluss.» Wie wahr. Jeder Tag, jeder Schwumm war, ist anders. Das macht es interessanter, lustvoller, und dazu kommen Anfragen und Vorschläge, Aufträge. Schön.
https://www.persoenlich.com/werbung/rheinschwimmen-im-winter-ist-therapie
Hier noch ein paar Videos auf you tube:
(Wird fortgesetzt)